die Rosenberger RoseDr. Monika Klepp

Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Burgen, Ritter, Territorien


Im 12. und 13. Jahrhundert waren es im Land nördlich der Donau die Geschlechter der Griesbacher, Falkensteiner, Schaunberger, Blankenberger, die Rodung und Besiedlung leiteten. Logistische Zentren für alle Maßnahmen, Wälder in furchtbares, besiedeltes Bauernland zu verwandeln und Verkehrswege anzulegen waren die Burgen, die in ihrer eindrucksvollen Schutzlage auf Geländespornen oder Steilabfällen das Landschaftsbild weithin beherrschten. Kennzeichnend für diese Periode des Aufbaus einer sozialen und rechtlichen Ordnung war der rasche Wechsel der führenden Adelsgeschlechter. Reichsfreie Familien starben oft überraschend früh nach kurzer Wirksamkeit und Bedeutsamkeit aus, ehemalige Konkurrenten wurden mit dem Erbe belehnt. Dazu kam, dass die Bischöfe von Passau und die Landesfürsten, die letzten Babenberger und die 1282 mit Österreich belehnten Habsburger versuchten, ihre Landeshoheit auf Kosten der reichsfreien Geschlechter auszubauen.

Die Rosenberger zählten zu den großen Burgen-bauern der Epoche. Krumau und Rosenberg wurden zu Familiensitzen, die die Jahrhunderte überdauerten und jeweils dem Stil der Zeit entsprechend umgestaltet wurden. Die Dynastie war nicht vom Aussterben bedroht, sondern hatte das Glück, die mächtigen reichsfreien Geschlechter der Blankenberger und Falkensteiner zu beerben.

die Rosenberger Rose
Foto: Grundriss der Ruine Blankenberg

Engelbert II. von Blankenberg war in erster Ehe mit Sofie, der Schwester Dietmars von Aist, verheiratet. Der gemeinsame Sohn, der den Vornamen des berühmten Minnesängers trug, verstarb in jungen Jahren, ebenso seine Gattin. Eine zweite Ehe schloss er mit Chunigunde, die als „nobilis mulier“ angeführt wird. Die Bedeutung Engelberts von Blankenberg lässt sich auch daraus erschließen, dass er bei der für die territoriale Entwicklung des Herzogtums Österreich wichtigen, 1186 abgeschlossenen Georgenberger Handfeste, die zum Erbanfall der Steiermark führte, als Zeuge aufscheint. Kurze Zeit später starb er, 1188 scheint Chunigunde als Witwe auf. Ein zweiter Sohn Udalrich schied unvermählt und kinderlos aus dem Leben, der Historiker Julius Strnadt vermutet, er könnte am 3. Kreuzzug teilgenommen haben.
Das Erbe der Blankenberger, deren Aussterben um 1190/91 angenommen wird, fiel an die Witigonen. Julius Strnadt weist nach, dass in dem Vertrag von Velden vom 17. Dezember 1231, demzufolge „Witigo nobilis homo de Boemia“ Lehen südlich der Steinernen Mühl an den Bischof von Passau abtreten musste, Güter vertreten waren, die vor ihm Engelbert von Blankenberg verliehen hatte. In einer Passauer Urkunde des Bischofs Wolfker vom 27. Oktober 1194 scheint Witigo de Boemia als Zeuge auf. Damit ist wohl nicht der im selben Jahr verstorbene Stammvater des Geschlechts, sondern sein gleichnamiger Sohn, Witigo der Ältere, gemeint, der die Reise durch den Grenzwald angetreten hat, um die Lehenserneuerung vom Hochstift zu erlangen.
In einer am 6. Juli 1209 in Gramastetten ausgestellten bischöflich – passauischen Urkunde tritt Witigo von Blankenberg als Zeuge auf und führt gemeinsam mit Cholo von Griesbach die lange Reihe der Laien, die neben den hochfreien Geschlechtern die Ministerialen der Region vereint, an. Ein Brief aus dem Jahre 1220, der den Verkauf des Dorfes Cogetin an das Kloster Mühlhausen beinhaltet, ist mit einem Siegel versehen, das die fünfblättrige Rose und die Umschrift Witko de Planchinperc aufweist.

Diese Erweiterung der südböhmischen Besitzungen machte Bischof Gebhard von Passau den Rosenbergern streitig. Am 17. Dezember 1231 musste Witigo III. (ermordet 1256) in Velden dem Verkauf des Gebietes südlich der Steinernen Mühl bis zur Donau an den Bischof von Passau zustimmen. Das Bestreben des Hochstifts, den Herrschaftsbesitz der böhmischen Dynasten einzuschränken, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Rosenberger im Oberen Mühlviertel.
Mit diesem Güterverkauf verlagerte sich der Schwerpunkt der territorialen Macht nach dem Norden. Die Burg Blankenberg am linken Mühlufer gegenüber Neufelden verlor an Bedeutung und es kann angenommen werden, dass um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Burg Witigenhaus errichtet wurde. Auf seinem Sterbebett vermachte Witigo von Krumau 1277 dem Kloster Hohenfurt drei Dörfer. Aus der Anwesenheit der Seelsorger der benachbarten Pfarren Prebizlaus von Friedberg und Christian von St. Oswald wurde geschlossen, dass die Urkunde bereits auf Burg Witigenghaus aufgesetzt wurde.
Das begüterte Geschlecht der Falkensteiner, dessen Besitzungen von der Donau bis zur böhmischen Grenze reichten, erbaute eine Burg, die 1140 erstmals urkundlich genannt wurde. Erschließung des Grenzwaldes und Anlage von Siedlungen zählen zu den kulturellen Leistungen. Chalhoch von Falkenstein gründete das Kloster Schlägl, das dem Prämonstratenserorden übergeben wurde. Durch die Heirat Bertas, der Erbtochter der Falkensteiner, mit Budiwoy von Skaliz aus der Krumauer Linie der Rosenberger ging der Besitz an die Witigonen über. Ihr Sohn Zawisch nannte sich nach dem mütterlichen Erbe „von Falkenstein“. Die vielleicht schillerndste Persönlichkeit der Witigonen wurde am 28. 8. 1290 hingerichtet. Mit der Eroberung Falkensteins durch Albrecht I. 1289 gelang es dem jungen Habsburger, sich im Passauer Einflussbereich festzusetzen.
Verbunden mit diesen Besitzungen war ein Hochgericht im Territorium der Rosenberger, das von Südböhmen bis zur Donau reichte. Am Hoftage zu Erfurt 1290, als der Übergang von Falkenstein an die Habsburger rechtlich verankert wurde, kam es zur Teilung der Gerichte der Rosenberger in das untere Haslacher Gericht von der Donau bis zur Steinernen Mühl und in das obere Haslacher Gericht von der Steinernen Mühl bis zum Wurmbranderbach, das in ein österreichisches und böhmisches Gericht mit Wittinghausen als Mittelpunkt geteilt wurde. Richteramt im unteren und oberen Haslacher Gericht übten die Haslacher Marktrichter aus. Die Richtstätte befand sich südlich von Rosenberg. Bis zu ihrer Hinrichtung wurden die Verurteilten im späteren Wehrturm eingekerkert.
Das Königreich Böhmen war ebenso wie das Herzogtum Österreich ein Teil des Heiligen Römischen Reiches. Die Herrschaft Haslach, grenzend an die südböhmischen Besitzungen, verbunden mit dem oberen und unteren Gericht, dessen Einflussgebiet bis zur Donau reichte, rückte die Rosenberger in das politische Spannungsfeld der Bischöfe von Passau und des österreichischen Landesfürsten. Verwandtschaftliche Beziehungen, begründet durch Heiraten, gab es mit den Falkensteinern, Schaunbergern, Wallseern und Starhembergern.


Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Witigonen – ein Überblick im
Zeitraffer

Burgen, Ritter, Territorien
Der Markt Haslach: planmäßige
Gründung in Grenzlage

Das Stift Schlägl: die Rosenberger
als „fundatores“

Wok von Rosenberg : Burgherr –
Politiker - Stifter

Der Rückkauf des Marktes Haslach am
11. Sept. 1341 durch Peter von
Rosenberg

Kriege und Befestigungsanlagen
Die Krumauer Bauhütte und die
Pfarrkirche von Haslach

Hedwig von Rosenberg (1464 – 1520)
Die Rosenberger als Förderer der
Marktprivilegien von Haslach

Polyxena von Pernstein
Quellen und Literatur

die Rosenberger Rose
Foto: Ruine Wittinghausen

Gedenkstein Zawischs von Falkenstein vor der Burg Hluboka
Foto: Gedenkstein Zawischs von Falkenstein vor der Burg Hluboka (Bildquelle: Konsulent Werner Lehner)