die Rosenberger RoseDr. Monika Klepp

Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Polyxena von Pernstein


Die Rosenberger besaßen Schlösser und Herrschaften, für ihre Aufenthalte in Haslach standen ihnen wahrscheinlich die beiden Bürgerhäuser Marktplatz Nr.15 und Nr. 43 zur Verfügung. Weiters zählten die Herrenmühle an der Lanitz und die Stahlmühle an der Steinernen Mühl zu ihrem Besitz, Schloss Lichtenau war bis ins 15. Jahrhundert ein Herrschaftslehen der Rosenberger. Lehenbriefe gehen auf Johann von Rosenberg 1527 und Peter Wok von Rosenberg 1594 zurück. In einer Spitzbogennische findet sich neben der Jahreszahl 1317 das Zeichen der Rose.

Das Haus Marktplatz 43 war 1720 in adeligem Besitz. Es führt über dem Torbogen einen Anker, das Zeichen eines Handelshauses. Über Generationen lebten hier Leinwandhändler, der letzte war Michael Löffler, der Vater von Karl Friedrich Löffler, dem Maler und Freund Adalbert Stifters. Beim Verkauf des Hauses 1836 wurde die Wirts- und Bäckergerechtigkeit vom Haus 72 auf dieses Haus übertragen. Hier befand sich später das Gasthaus „Zum goldenen Kreuz“. Mit diesem traditionsreichen Bürgerhaus ist eine besondere Erinnerung an die vierte Ehefrau von Wilhelm von Rosenberg verbunden.

Prager Jesulein“ aus dem Besitz von Polyxena von Pernstein Foto: „Prager Jesulein“ aus dem Besitz von Polyxena von Pernstein

Die Eltern von Poyxena von Pernstein waren der böhmische Graf Wratislaw von Pernstein und die spanische Adelige Maria Maximiliane Manrique de Lara. Der Überlieferung nach schenkte ihr zu ihrer Eheschließung die heilige Theresia von Avila eine ca. 60 cm große Wachsstatue des Jesuskindes. Anlässlich ihrer Heirat mit dem Obersten Hofkanzler Zdenek von Lobkowitz erhielt Polyxena das Familienkleinod, das sie 1628 den Karmeliten in Prag übergab. Die kostbar bekleidete Statue wurde in der Kirche Maria Viktoria aufbewahrt und gelangte als „Prager Jesulein“ zu besonderer Bedeutung. Die als wundertätig bekannte Statue wird von zahlreichen Gläubigen aus aller Welt verehrt. Als Polyxena mit dem fünfzigjährigen Wilhelm von Rosenberg (1535 – 1592) am 11. 1. 1585 in Prag die Ehe schloss, war sie zwanzig Jahre alt und bereits Verwitwete von Lobkowitz. Sie heiratete in eine Familie ein, die am Höhepunkt wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung war. Obwohl sie im öffentlichen Leben im Schatten ihres Gatten stand, teilte sie mit ihm den Reichtum und Lebensstil der Familie.

Manche Historiker halten Wilhelm von Rosenberg für den bedeutendsten Vertreter des Geschlechts. Nach dem frühen Tod seines Vaters Jobst III. 1539 führten sein Onkel Peter V. bis zu seinem Tode und böhmische Adelige die Vormundschaft. Am 12. 5. 1551 wurde er im Alter von 16 Jahren regierender Fürst des Hauses und verwaltete die Herrschaften Böhmisch – Krumau, Wittingau, Rosenberg, Gratzen, Helfenburg, Choustnik, Militzin, Seltsch, Drslawitz und Haslach und die Klosterherrschaften Hohenfurt, Goldenkron, Trebon, Forbes, die Minoriten- und Klarissinnenklöster in Krumau. Der am Hof des Bischofs von Passau Wolfgang von Salm in den Jahren 1544 – 1550 im streng katholischen Geist ausgebildete Wilhelm von Rosenberg berief 1584 den Jesuitenorden nach Krumau und ließ für den Orden ein Kollegium bauen.

Die Burg Krumau wurde ein kulturelles Zentrum von Humanismus und Renaissace. Die Bände seiner umfangreichen Bibliothek versah er mit seinem Exlibris, dem Rosenbergischen Reiter und dem persönlichen Wahlspruch „Festina lente“. Neben der Literatur spielte die Musik am Hof eine vorrangige Rolle. Es gab ein Instrumentalensemble, das kirchliche Feierlichkeiten und Feste des Fürsten musikalisch umrahmte. Der italienische Architekt Baltasar Maggi von Arogno gestaltete die gotische Burg Krumau zu einem modernen Renaissancepalast um. Bis auf den Schlossturm musste dieses Erscheinungsbild späteren Um- und Zubauten weichen. Bei den häufigen Aufenthalten in Prag wohnte die Familie in ihrem Palast in der Nähe der Prager Burg. Wilhelm von Rosenberg förderte in Krumau das Schulwesen. Ähnlich wie der in Prag residierende Kaiser Rudolf II. hatte er eine Neigung für Alchimie und pflegte den Umgang mit berühmten Zeitgenossen wie dem Arzt und Naturwissenschaftler Tadeus Hajek und Edward Kelley, der sich oft in Trebon aufhielt.

Grundlage für diese Synthese aus Wissenschaft, Kunst und Lebensstil war das Rosenberger Wirtschaftsimperium. Die Teichwirtschaft Südböhmens lieferte großartige Erträge, auf 29 Höfen wurden im Jahr 1590 3.975 Hektar fruchtbarer Boden bewirtschaftet. Im selben Jahr arbeiteten in den Rosenberger Herrschaften 22 Bierbrauereien, in der Residenzstadt Krumau blühte das Gewerbe. Weniger ertragreich arbeitete das von Wilhelm geförderte Bergunternehmen. Die Rosenberger Herrschaften zählten ca. 13.000 abgabenpflichtige Untertanen. Als oberster Kämmerer und Burggraf stand Wilhelm von Rosenberg den Königen nahe, die ihn mit diplomatischen Missionen betrauten.

Wilhelm von Rosenberg schloss vier Ehen mit Töchtern aus hochangesehenen Familien. 1557 erfolgte die Ehe mit Katharina von Braunschweig, die bereits 1559 starb. Zwei Jahre später heiratete er in Berlin Sophie, die Tochter des Kurfürsten aus Brandenburg, die nach dreijähriger kinderloser Ehe 1564 verstarb. Erst 14 Jahre später entschloss er sich zu einer dritten Ehe mit Markgräfin Anna Maria von Baden, die er am 27. 1. 1578 in Krumau heiratete. 1583 wurde seine junge Frau in der Gruft in der St. Veitskirche in Krumau bestattet. Die Hoffnungen des alternden Fürsten richteten sich nun auf die junge Polyxena von Pernstein, die er nach zweijährigem Witwertum heiratete.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in einem ebenerdigen, gewölbten Raum des Bürgerhauses Marktplatz 43, der damals als Gaststube diente, vier Fresken freigelegt, die auf die Zeit um 1500 zurückgehen. Die willkürliche Verteilung der Fresken im Raum zeigt, dass die Wände mit einem zusammenhängenden Bilderzyklus ausgestattet waren, von denen nur ein kleiner Teil, Rankenmalereien (120 x 89cm), eine Kreuzigungsgruppe (120 x 80 cm) und eine Christophorus – Darstellung (140 x 80 cm), gerettet wurden. Bilder des hl.Christophorus sind auch auf Münzen der Rosenberger Prägung zu finden. Im Februar 1582 wurden in der Münzanstalt Rychleby die ersten Rosenberger Dukaten geprägt, sie trugen das Bild des hl. Christophorus und auf der Rückseite das Wappen der Familie.
Eine weitere Malerei (130 x 72 cm)zeigt eine weibliche Halbfigur, deren rechte Hand auf einer übergroßen Wappentafel ruht, die die gesamte untere Bildhälfte einnimmt. Der Kopf ist leicht geneigt, der Blick vom Betrachter abgewandt, traurig und versonnen in die Ferne gerichtet. Das braune Haar ist im Nacken zusammengefasst und fällt leicht auf die Schultern. Das Rot des einfachen Kleides ist das Rot der fünfblättrigen Wappenrose. Der einzige Schmuck der Dame besteht aus einer vierreihigen Halskette, die von einem Medaillon mit der Rosenberger Rose zusammengehalten wird. Die Kette ist ein symbolischer Verweis auf die vierte Gemahlin des Wilhelm von Rosenberg, auf Polyxena von Pernstein. Wir begegnen nicht der reich gekleideten Fürstin, die das Selbstbewusstsein der Renaissance zum Ausdruck bringt, sondern einer blassen, schwermütigen Frau, die die Hoffnung des alternden Fürsten auf einen Sohn und Nachfolger nicht erfüllen konnte. Polyxena präsentiert das berühmte Wappen des Geschlechts in dem Bewusstsein, dass der glanzvollen Synthese von Reichtum und Lebensstil keine Kontinuität beschieden war und dass nach dem Todes Wilhelms die Regentschaft über das Adelshaus an seinen Bruder Peter Wok übergehen werde.

Wilhelm von Rosenberg verstarb am 31.8. 1592 in Prag, die Nachfolge trat sein jüngerer Bruder Peter Wok an. Die unrentablen Silberminen und der aufwendige Lebensstil führten zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Ein Jahr vor seinem Tod hatte Wilhelm von Rosenberg im Mai 1591 geplant, Markt und Gericht Haslach dem Rosenberger Landrichter Caspar Attlen abzutreten. Aus diesem Grund wurde ein Urbar angelegt, ein genaues Verzeichnis der Bewohner und ihrer Abgaben. Der Markt Haslach bestand 1587 – 1591 aus 93 Häusern. 1599 verkaufte Peter Wok die Herrschaft Haslach an den Bischof von Passau. Den beabsichtigten Verkauf an Achaz von Starhemberg wusste Bischof Urban erfolgreich zu verhindern. Das Stammschloss der Familie Krumau erwarb 1611 Kaiser Rudolf II. , Peter Wok zog sich nach Trebon zurück. Er vereinigte die zahlreichen Bücher seines Bruders Wilhelm mit den eigenen zur berühmten Rosenberger Bibliothek.

Peter Wok von Rosenberg verstarb am 6. 11. 1611 und wurde in Hohenfurt beigesetzt. Mit ihm endet die Geschichte einer Adelsfamilie, deren Regenten König Wladislaw II. (1471 – 1516) das Recht verliehen hatte, vor allen Herren den Platz zur Rechten des Königs einzunehmen.


Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Witigonen – ein Überblick im
Zeitraffer

Burgen, Ritter, Territorien
Der Markt Haslach: planmäßige
Gründung in Grenzlage

Das Stift Schlägl: die Rosenberger
als „fundatores“

Wok von Rosenberg : Burgherr –
Politiker - Stifter

Der Rückkauf des Marktes Haslach am
11. Sept. 1341 durch Peter von
Rosenberg

Kriege und Befestigungsanlagen
Die Krumauer Bauhütte und
die Pfarrkirche von Haslach

Hedwig von Rosenberg (1464 – 1520)
Die Rosenberger als Förderer der
Marktprivilegien von Haslach

Polyxena von Pernstein
Quellen und Literatur

Raumfresko Haus Marktplatz Nr. 43, Hl. Christophorus
Foto: Raumfresko Haus Marktplatz Nr. 43, Hl. Christophorus


Foto: Raumfresko Haus Marktplatz Nr. 43, Kreuzigungsgruppe


Foto: Raumfresko Haus Marktplatz Nr. 43, Polyxena von Pernstein