die Rosenberger RoseDr. Monika Klepp

Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Kriege und Befestigungsanlagen


Haslach, im bairisch – böhmischen – österreichischen Grenzgebiet gelegen, war bis ins späte Mittelalter Ziel feindlicher Angriffe und Verwüstungen. Kurz vor Ausbruch der Hussitenkriege, als religiöse und deutsch – tschechische Gegensätze den böhmischen Adel spalteten, kam es am 15. Juli 1418 zur Verlobung des jungen Reinprecht V. von Wallsee mit Katharina von Rosenberg, der erst dreizehnjährigen Schwester Ulrichs von Rosenberg. Als Teil des Heiratsgutes sollte der Markt Haslach mit beiden Gerichten als Pfand gegeben werden.

Haslach, Pfarrkirche und Pfarrhof um 1780 Foto: Haslach, Pfarrkirche und Pfarrhof um 1780


1418 übernahm Ulrich II. von Rosenberg die Verwaltung der Besitztümer. Als Sigismund von Luxemburg, deutscher König von 1410 bis 1437, der die Ketzerverbrennung des Jan Hus am Konzil von Konstanz nicht verhindern konnte, die böhmische Krone beanspruchte, brachen 1419 die Hussitenkriege aus. Die religiöse Reformbewegung verband sich mit dem Bestreben der Gründung eines tschechischen Nationalstaates und sozialen Zielsetzungen. Den gemäßigten Kalixtinern standen die radikalen Taboriten gegenüber, die Bauern, niederen Klerus und Kleinbürger zu ihren Anhängern zählten. Gegenüber den Reichsheeren waren die mit blindem Fanatismus kämpfenden Volksheere der Hussiten siegreich. Sigismund wurde vom österreichischen Herzog Albrecht V. unterstützt, was Einfälle der Hussiten im nördlichen Mühlviertel zur Folge hatte. Das Ausmaß der Verwüstung beschreibt Benedikt Pillwein: „Die Orte, welche von den Zügellosen im Mühlkreise zerstört wurden, sind, theils geschichtlich, theils urkundlich erwiesen, theils durch Tradition bekannt, in den Jahren 1422 Klamm, Wartberg, Pregarten, Reinbach und in den Jahren 1427, 1428 1432 Waldhausen, Baumgartenberg, Leonfelden, Rohrbach, Haslach, Schlägel, Sarleinsbach, dann der Pfarrhof zu St. Johann am Windberge.“

Ulrich von Rosenberg war nach kurzen Sympathien für die hussitische Bewegung überzeugter Vertreter der katholischen Partei und unterstützte weitgehend das militärische Vorgehen gegen die Hussiten. Ein Bündnispartner war sein Schwager Reinprecht von Wallsee, dem 1420 die beiden Burgen und die Stadt Rosenberg übergeben wurden und am 27. April 1421 mit Zustimmung des Lehensherrn, des Bischofs von Passau, der Markt Haslach ohne das Gericht. Am 25. März 1427 erlitten die Truppen Ulrichs von Rosenberg eine verlustreiche Niederlage. Reinprecht von Wallsee musste seinem Schwager weitere Vorschüsse gewähren, was den Verkauf der Feste Wittinghausen am 9. September 1427 zur Folge hatte. Der Markt Haslach war zum Großteil zerstört worden, bis 1826 erinnerte in Haslach der tägliche Brauch des Hus -Ausläutens an die Vertreibung der Hussiten. Um 9 Uhr läutete täglich die Glocke eine Viertelstunde als Aufruf zum Gebet um Schutz vor Belagerung und Brandschatzung.

Reinprecht von Wallsee versuchte, nach den Zerstörungen der Kriege dem Markt Haslach zu einem erneuten wirtschaftlichen Aufschwung zu verhelfen. 1440 erließ er eine Salzordnung, die den Salzhandel nach Böhmen beleben sollte.

Die ersehnte Ruhe trat nach Beendigung der Hussitenkriege nicht ein. Adelsfehden, bei denen böhmische und österreichische Geschlechter involviert waren, führten zur wiederholten Besetzung Haslachs. Gegen den böhmischen König Georg Podiebrad und seine hussitischen Anhänger hatte sich ein katholischer Herrenbund mit Zdenko von Sternberg an der Spitze gebildet, der in Österreich mit den gegen Friedrich III. rebellierenden Adeligen konspirierte. Anführer der Partei König Georgs war – obgleich Katholik – Johann von Rosenberg, der allerdings am 31. August 1468 den Fehdebrief gegen Friedrich III. widerrief und sich dem Kaiser anschloss. Er erhielt nun Befehl, die Anhänger König Georgs im südlichen Böhmen anzugreifen, im Gegenzug wurden Angriffe auf Rosenberger Güter in Südböhmen beschlossen. 1469 wurde Haslach geplündert und niedergebrannt. Mit leicht veränderten Konstellationen wurden die Fehden weitergeführt. Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts verunsicherten Banden aus entlassenen Söldnern die Gegend, die zuletzt auf „Treibjagden“ aufgerieben wurden.

Leidtragende in diesem Netz von Politik und Intrigen waren die Untertanen. Der Canonicus Joh. Nep. Cori, der die Grenzfehden historisch genau aufarbeitete, schreibt: „Die Fehden bestanden damals nicht so sehr in der Vollbringung kriegerischer Taten, als vielmehr in Streifzügen, welche man gewöhnlich unvermutet und eilig in das Gebiet des Gegners unternahm, wo man dessen Dörfer und Höfe brandschatzte oder ausplünderte und in Asche legte, das Vieh forttrieb und die Untertanen, auch Weiber und Kinder, gefangen wegschleppte, um von ihnen oder ihren Herren ein möglichst hohes Lösegeld zu erpressen.“

Am 19. Mai 1483 gelangten wiederum die Rosenberger in den Besitz von Haslach. Ulrichs Enkel Wok II. (gest. 1505) begann sofort, Befestigungen anzulegen. Es ergab sich ein Streit mit dem Landeshauptmann Ulrich von Starhemberg, der von den oberösterreichischen Herrschaften eine Kriegssteuer verlangte. Aber Wok II. von Rosenberg hielt unbeirrt daran fest, alle finanziellen Mittel für Sicherheit und Aufschwung des schwer getroffenen Marktes Haslach aufzuwenden, bis ein Vergleich die Auseinandersetzung beendete. Haslach wurde von einer starken, 970 Meter langen Mauer umgeben, der Ort durch Türme gesichert, „von welchen der bei der Kirche erbaute gleichsam als Burgfried zu bezeichnen ist.“ (Laurenz Pröll).

Der mächtige zweizonige, spätgotische, freistehende Turm mit fast quadratischem Grundriss war ursprünglich mit einem Wehrgang und Zeltdach versehen, das Rundbogenportal an der Südseite war durch einen Verbindungsgang vom Norderker der Pfarrkirche aus erreichbar. Eingefügt in das unregelmäßige Mauerwerk an der Westseite ist im unteren Bereich ein Stein in der Form eines Wappensteines, vielleicht befand sich hier das Zeichen der Rose.

In Zeiten der Belagerung war der Turm die letzte Zufluchtsstätte. Um das Überleben zu sichern, wurden ein fix eingemauerter Backofen mit liegendem Kamin und eine Selchkammer eingebaut. In späterer Zeit diente er als Verlies, in dem die vom Hochgericht verurteilten Deliquenten bis zu ihrer Auslieferung eingekerkert waren. Lange Zeit wohnte hier der Turmwächter, zu dessen Aufgaben Feuer- und Nachtwache zählten. Bis ca. 1958 wurde er vom Totengräber bewohnt, der auch das Geläute versorgte. 1906 wurde der Turm durch den Linzer Dombaumeister Matthäus Schlager auf 63 m erhöht und der einstige Wehrgang zu einer Galerie geöffnet. Vier Ecktürme und ein steiles Pyramidendach bilden den krönenden Abschluss und nehmen den Charakter der Schwere und Wehrhaftigkeit.

Entlang der Befestigungsmauer befanden sich weitere Türme, die heute nur mehr zum Teil erhalten sind und von den Bewohnern verschiedentlich genutzt werden. Der Obere Torturm, der den Markt nach Westen sicherte, wurde 1867 abgebrochen, der Nagelschmiedturm 2009. Nach dem Brand von 1826 wurde der Dorfwirtturm abgetragen. Im Unteren Torturm, dem NW Zugang zum Markt, wurde 1927 das Haslacher Heimatmuseum eingerichtet. Aumayrturm, die Reste des Vonwiller Turmes, der Weißenbergergütl – Turm und der Färbermayerturm ergänzen die Wehranlage.

Die Befestigungsmauer mit dem massiven Wehrturm zählt zu einem Charakteristikum des Marktes, der in seiner Geschlossenheit und Wehrhaftigkeit lange Zeit das Landschaftsbild beherrschte. Ein bewehrter Torturm mit dem Zeichen der fünfblättrigen Rose dominiert das Gemeindewappen des Marktes Haslach. Die offizielle Beschreibung des Wappens lautet: „In Blau auf grünem Schildfuß eine silberne, gequaderte und gezinnte durchgehende Mauer, in deren Mitte ein schwarz geöffnetes Rundbogentor mit goldenem, halbaufgezogenem Schutzgatter, hölzernem (braunem) Wehrgang und rotem Satteldach mit zwei goldenen Knäufen. Zwischen den zu beiden Seiten das Torbaus aufragenden silbernen, schwarz geöffneten Türmen mit steinernen Wehrgängen, roten Spitzdächern und goldenen Knäufen erscheint,begleitet von vierzehn goldenen Sternen und überhöht von einem goldenen, gold gekrönten Unzial – Buchstaben M, ein silbernes Schildchen mit einer roten, fünfblättrigen heraldischen Rose.“ Der Buchstabe M verweist auf Kaiser Matthias, der am 1. Jänner 1615 auf Bitten von Richter, Rat und Bürgerschaft das über 300 Jahre geführte Wappen mit der Rose bestätigte.

In die Zeit Woks II. fällt nicht nur die Befestigung, die Sicherheit und Entfaltung von Handel, Gewerbe und Marktleben gewährleisten sollte, sondern auch Neubeginn und Wiederaufbau, der im Neubau der Pfarrkirche seinen Ausdruck fand. 1497 gründeten die Rosenberger eine Bauhütte, die unter mehreren Generationen der Haslacher Steinmetzfamilie Getzinger in Südböhmen und im nördlichen Mühlviertel Kunstwerke schuf, in denen der Zeitgeist zu neuem, eindrucksvollem Formenreichtum fand.


Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Witigonen – ein Überblick im
Zeitraffer

Burgen, Ritter, Territorien
Der Markt Haslach: planmäßige
Gründung in Grenzlage

Das Stift Schlägl: die Rosenberger
als „fundatores“

Wok von Rosenberg : Burgherr –
Politiker - Stifter

Der Rückkauf des Marktes Haslach am
11. Sept. 1341 durch Peter von
Rosenberg

Kriege und Befestigungsanlagen
Die Krumauer Bauhütte und
die Pfarrkirche von Haslach

Hedwig von Rosenberg (1464 – 1520)
Die Rosenberger als Förderer der
Marktprivilegien von Haslach

Polyxena von Pernstein
Quellen und Literatur

die Rosenberger Rose
Foto: Wehrturm vor 1906

Grundriss der Befestigungsanlage
Foto: Anklicken und vergrößern.
Grundriss der Befestigungsanlage
(1. Oberer Torturm, 2. Nagelschmied Turm, 3.Dorfwirt Turm, 4. Unterer Torturm, 5. Aumayr Turm, 6. Vonwiller Turm, 7. Weißenberger Gütl Turm, 8. Färbermayer Turm, 9. Wehrturm, jetzt Kirchturm.

Wappen der Marktgemeinde Haslach
Foto: Wappen der Marktgemeinde Haslach