die Rosenberger RoseDr. Monika Klepp

Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Wok von Rosenberg (1210–1262):
Burgherr – Politiker – Stifter


Mit Wok von Rosenberg begegnet uns ein früher Witigone, der durch Stiftungen und kolonisatorische Tätigkeit über die lokale Bedeutsamkeit eines Adeligen hinausragt, der als Offizier, Diplomat und hoher Würdenträger verantwortungsvolle Stellen in Politik und Administration des Königs einnahm und dessen berufliche Karriere sich im Königreich Böhmen und im Herzogtum Österreich entfaltete.

Für seinen Familienzweig baute er die Stammburg. Gründung und Bau von Rosenberg gehen auf seine Initiative zurück. 1250 wird Wok, der sich nach dem neu erbauten Familiensitz „von Rosenberg“ nannte, als Zeuge einer Urkunde König Wenzels für das Prager Domkapitel angeführt. Die mächtige Burg war ein halbes Jahrhundert Wohnsitz des Adelsgeschlechtes, bis es 1302 nach dem Aussterben der Krumauer Linie der Witigonen den Herrschaftssitz Krumau übernahm und ausbaute.
Burg Rosenberg
Foto: Burg Rosenberg

Nach dem Aussterben der Babenberger und dem Ausbruch des Interregnums im Deutschen Reich herrschten Willkür und Gewalt in Österreich. Angehörige des österreichischen Adels riefen 1251 Ottokar von Böhmen ins Land, der die wesentlich ältere Babenbergerin Margarete heiratete, um seine Ansprüche abzusichern. Nach einem Vergleich musste die Steiermark 1254 an Ungarn abgegeben werden. Verwalter von Österreich und der Steiermark war Witigo III., dessen Tätigkeit sich nach 1254 auf Österreich beschränkte und der den Titel „Scriba Anasi“ führte. Nach seinem gewaltsamen Tode im Speisesaal des Klosters St. Florian vor Pfingsten (4.Juni) 1256 übernahm sein Sohn Wok von Rosenberg die Funktionen des Landeshauptmannes und des Landrichters. Starkenfels analysiert die Gründe seiner Berufung. Woks Besitzungen in Südböhmen, vor allem aber im Mühlviertel grenzten an österreichisches Gebiet, er besaß weitgehend Erfahrung im diplomatischen Umgang mit dem Bischof von Passau und war durch seine Ehe mit Hedwig von Schaunberg (gest. 1315), der Tochter Heinrichs II. von Schaunberg, mit einem einflussreichen österreichischen Adelsgeschlecht verwandtschaftlich verbunden. Die Verwaltung der neu erworbenen Territorien erforderte politisches Feingefühl, denn die Herrschaft Ottokars wurde nach Jahrhunderte langer Regentschaft der Babenberger von der Bevölkerung als Fremdherrschaft empfunden und die Adeligen versuchten, ihre territorialen Positionen gegenüber dem neuen Landesfürsten zu verteidigen. Die Tätigkeit und Anwesenheit im Land ob der Enns ist urkundlich belegt, ging aber mit Sicherheit weit über den Rahmen des heute Überlieferten hinaus. 1257 erfolgte die Ernennung zum Landmarschall in Böhmen.

Wok von Rosenberg war bestrebt, sein Territorium gegen die Ansprüche des Bischofs von Passau zu verteidigen. Der Streit mit Bischof Otto von Passau über die Grenzen des Untergerichts endete am 10. 1. 1257 mit einem Vergleich und der Übergabe von verschiedenen Besitzungen jenseits der Mühl an das Hochstift. Die Feste Haichenpach, von der aus sich der Schiffsverkehr auf der Donau beherrschen ließ, die Wok von Rosenberg Ende 1258 oder Anfang 1259 erworben hatte, musste nach einem Schiedsspruch vom 16. 4. 1259 an das Hochstift übergeben werden, dazu kam noch die Verpflichtung, auf Passauischem Gebiet weder Güter zu erwerben noch Befestigungen anzulegen.

Trotz dieser persönlichen Spannungen vertrat Wok von Rosenberg auch die politischen Interessen König Ottokars. Mit diplomatischem Geschick brachte er ein gegen das Herzogtum Bayern gerichtetes Bündnis zwischen dem Bischof von Passau und König Ottokar zustande, das am 23. April 1257 in Linz abgeschlossen wurde. Bischof Otto von Passau strebte die völlige Unabhängigkeit seines geistlichen Fürstentums an, für den ehrgeizigen Przemysliden behinderte Bayern seine territorialen Ansprüche in Mitteleuropa. Der übereilte Einfall Ottokars von Passau aus nach Bayern im Sommer 1257 endete mit der Tragödie von Mühldorf am Inn, wo das Heer des Böhmenkönigs, in dem auch Wok von Rosenberg kämpfte, am 24. August 1257 eine vollständige Niederlage erlitt. Unter dem Ansturm der fliehenden Böhmen brach eine Brücke ein, viele von denen, die in schweren Rüstungen gegen die Fluten kämpften, ertranken oder starben unter den Pfeilen der Verfolger. Mit dem Rest des Heeres wurde Wok von Rosenberg am Schlachtfeld eingeschlossen, erhielt aber seine Freiheit.

In der Gründungssage des Klosters Hohenfurt spielt die Errettung aus höchster Wassernot eine Rolle, vielleicht spiegeln sich in dieser Begebenheit noch die Schreckensbilder von Überlebenskampf und qualvollem Tod bei der Flucht des geschlagenen Heeres. Fest steht, dass im Jahr 1258 eine Stiftertätigkeit im sakralen Bereich einsetzt.

Im gleichen Jahr erging ein Brief Woks von Rosenberg an Abt und Konvent von Citeaux, der Mutterabtei der Zisterzienserklöster, in dem er die Absicht äußert, für das Seelenheil der Familie ein Kloster zu gründen. Als kluger und tatkräftiger Planer hatte er bereits einen geeigneten Platz ausgewählt und die Stiftung durch Schenkungen erweitert. Der Orden der Zisterzienser hatte sich auf dem Gebiet der Kolonisierung , auch der Ostkolonisation hohe Verdienste erworben. Miteinbezogen in die Planung waren Abt und einige Brüder von Wilhering, die Wok von Rosenberg durch seine Tätigkeit in Oberösterreich nahestanden.Die Stelle der beabsichtigten Klostergründung gehörte zum gemeinsamen Besitz der Krumauer und Rosenberger Linie, sodass beide Adelsfamilien einen Anteil an der Klostergründung für sich beanspruchen konnten. Am 1. Juni 1259, einem Pfingstsonntag, wurde das Kloster, wahrscheinlich ein einfacher Holzbau, geweiht. Nach dem Wortlaut der bischöflichen Bestätigungsurkunde war Wok von Rosenberg während der Weihefeierlichkeiten vor die Versammlung getreten und hatte mit lauter Stimme die Schenkungen aufgezählt und die Grenzen bestimmt. Budivoy und Witiko aus der Krumauer Linie bezeichneten die von ihnen gestifteten Besitzanteile.

Von ähnlicher Bedeutung waren die Stiftungen Woks von Rosenberg für das Praemonstratenserstift Schlägl. Am 16. Juni 1258 wurde die Schenkung der Kirche in Lichtenwerd an das Kloster bestätigt. Auf dem Sterbebett setzte er mit der Übergabe des Dorfes Schindlau an das Kloster seine Stiftertätigkeit fort, die von seinen Söhnen und Nachkommen weitergeführt wurde.

Für seine Verdienste erhielt er 1260 vom König die ausgedehnte Grafschaft Raabs zu Lehen.In der Schlacht von Kroissenbrunn gegen die Ungarn kämpfte er im böhmischen Heer und führte mit anderen Diplomaten Ottokars die Friedensverhandlungen, die zur Abtretung der Steiermark führten. Ende 1260 erhielt er als „capitaneus Styriae“ das Amt des Landeshauptmannes. Wok von Rosenberg verstarb am 3. Juni 1262 in Graz und wurde im Kloster Hohenfurt bestattet.

Die Auseinandersetzung Ottokars II. mit dem neu gewählten deutschen König Rudolf von Habsburg fällt in die Zeit nach dem Tod Woks von Rosenberg. 1273 unterlag Przemysl Ottokar bei der Wahl zum deutschen König. Er war nicht bereit, die während des Interregnums erworbenen Reichslehen zurückzugeben und unterlag seinem Rivalen 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld. Die Witigonen standen in dieser Auseinandersetzung auf der Seite Rudolfs von Habsburg.
Auf die Spätzeit der Rosenberger geht in der Stiftskirche Hohenfurt die Marmorgrabplatte des Klostergründers Wok zurück. Mit erhobenem Schwert präsentiert der schwer gepanzerte Reiter auf galoppierendem Streitross das Wappen der fünfblättrigen Rose, Symbol fürstlicher Macht und Verantwortung.


Die Rosenberger im Oberen Mühlviertel
Im Zeichen der fünfblättrigen Rose
Die Witigonen – ein Überblick im
Zeitraffer

Burgen, Ritter, Territorien
Der Markt Haslach: planmäßige
Gründung in Grenzlage

Das Stift Schlägl: die Rosenberger
als fundatores

Wok von Rosenberg : Burgherr –
Politiker -Stifter
Der Rückkauf des Marktes Haslach am
11. Sept. 1341 durch Peter von
Rosenberg

Kriege und Befestigungsanlagen
Die Krumauer Bauhütte und
die Pfarrkirche von Haslach

Hedwig von Rosenberg (1464 – 1520)
Die Rosenberger als Förderer der
Marktprivilegien von Haslach

Polyxena von Pernstein
Quellen und Literatur

Grabplatte des Klostergründers Wok von Rosenberg in Hohenfurt
Foto: Stift Hohenfurt (Photo Konsulent Werner Lehner)

Grabplatte des Klostergründers Wok von Rosenberg in Hohenfurt
Foto: Wok von Rosenberg (Bildquelle: Konsulent Werner Lehner)

Grabplatte des Klostergründers Wok von Rosenberg in Hohenfurt
Foto: Grabplatte des Klostergründers Wok von Rosenberg in Hohenfurt