Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Familiennamen, die von Berufsbezeichnungen abgeleitet sind, ist kaum voraussagbar. Man hat den Namenbestand als solchen zu akzeptieren. Nicht alle Namen, die zu erwarten wären, wurden tatsächlich gebildet bzw. leben bis heute. Dies tritt besonders bei Namen auf -müller zutage. Theoretisch könnte es zu jedem historischen Hofnamen oder Ortsnamen auf -mühle den entsprechenden -müller geben. Dies ist nicht der Fall. Es gibt auch keine in der Sprachwissenschaft begründete Erklärung, warum sich von einer Mühle kaum Namensträger ableiten, von einer anderen jedoch eine grosse Zahl. Dies dürfte vielmehr in der Nachkommenschaft einzelner Elternpaare begründet sein. Mehrere Söhne heirateten auf andere Mühlen, waren dort fruchtbar und der Name war in kurzer Zeit zahlreich verbreitet und wurde danach festgeschrieben und erblich. Dieses Prinzip scheint auch bei anderen Namen eine wesentliche Rolle gespielt zu haben und verzerrt einen realienkundlich-historischen Rückblick. Oft scheint die regional zahlreiche oder geringe Nachkommenschaft das Bild der Namensverteilung mehr zu dominieren als die tatsächliche Verbreitung des Berufes. Diese Arbeit versucht Wissen zusammenzutragen und zu kombinieren. Viele Einzelerkenntnisse sind herauszulesen, viele bis jetzt unbekannte Fragestellungen allerdings nun an die Wissenschaft herangetragen und kännte in weiteren regionalen Studien (Hausarbeiten, Diplomarbeiten, Dissertationen) weiter ausgeleuchtet werden.
Dialektgebiete, Wortgrenzen
Regionale dialektale Besonderheiten, wie sie beispielsweise in Sprachatlanten dargestellt werden, sind nur bedingt nachweisbar. Dazu müssten bestimmte Wärter gleichmäßiger in der Namenlandschaft verteilt sein. So wurde versucht mittelhochdeutsch lang o in den verschiedenen Regionallandschaften nachzuweisen, z. B. im Wort ort wie in Ortner/Artner, Orthofer/Arthofer, doch erhellt das Ergebnis wenig.
Der Gebrauch von Sprossvokalen kann an verschiedenen Namen nachgewiesen werden, doch kann daraus wenig über die regionale Häufigkeit von sprossvokalhältigen Appellativen ausgesagt werden.
Grossräumigere Dialektmerkmale sind gut nachweisbar. Der im Rahmen der Konsonantenschwächung eingetretene Endsilbenverfall und die gelegentliche hyperkorrekte Rekonstruktion ist in vielen Fällen greifbar. Rundung und Entrundung spielen eine wesentliche Rolle, ebenso der Ersatz von r durch den Schwalaut. Durch den oft starken Initialakzent werden Diphthonge monophthongiert. Treten mehrere dieser Erscheinungen an einem Namen auf, so ist das Vorhandensein historischer Belegreihen zur Klärung oft unabdingbar. Beispielhaft sei hier genannt das Spektrum von Kirch- und Küh- , der Name Födermayr aus Vordermayr oder die von mir so genannten "Schrumpfmayr": Nämer aus Neumayr, Stürmer aus Stiermayr.
Die gemeinsame Wurzel bzw. Grundform ist oft durch gemeinsame Kartierung nahegelegt, z. B. Wahl/Wall. Ohne genaue Kenntnis der mittelbairischen Dialektentwicklung in der frühen Neuzeit hätte ich die vorliegende Studie nicht anfertigen können. Andrerseits illustriert so manches Beispiel im Bereich der Familiennamen Entwicklungen der Sprachgeschichte, für deren Nachweis sonst mühsam Beweise aus Quellencorpora gefiltert werden müssen.
Die Familiennamen zeigen ihre Herkunft aus dem Mittelbairischen Dialektraum so stark, weshalb zu ihrer Erklärung möglichst Wörterbücher und historische Texte aus diesem Raum herangezogen werden mussten. Vieles wäre mit überregionalen Hilfsmitteln irrig erklärt. Es ist ja auch Grundsatz der Studie (wie bereits an anderer Stelle gesagt) mit Hilfe regionaler Mittel zur genaueren Definition überregionaler Darstellungen beizutragen.
Schreiner und Tischler kommen gemeinsam in einer Region sehr häufig vor, Fleischhacker/Metzger tritt überhaupt kaum auf, Geiger/Fiedler erscheint selten verstreut in beiderlei Formen. Die Verwendung genealogischer Erkenntnisse als Hilfsmittel erwies sich als zielführend.
Wenn aufgrund historischer biologischer Verwandtschaft ein Name lediglich als Schreibvariation eines anderen klassifiziert werden kann, so ist ein Abwägen von Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten sprachlicher Art nicht mehr nötig.
Das vorliegende Buch ist ein Bemühen, ein regionales Gegenstück zu den im Entstehen begriffenen Großraumatlanten vorzulegen und anderen Projekten wiederum als Grundlage zu dienen. Es soll auch für mein Heimatland Oberösterreich ein Beitrag zur Bestimmung regionaler Identität sein.
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