Dr. Josef Simbrunner
Das Linzer
Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart –
Ein kulturgeschichtlicher Streifzug
Weg zum "modernen Landestheater"
Grundbedingung für eine Lösung auf der Höhe der Zeit war die politische Umsetzbarkeit. Für die große Variante, einen vollständigen Theaterneubau, ergab sich im Landtag keine Mehrheit, wohl aber für den Kompromiss, das Objekt an der Promenade zu renovieren und – direkt daneben – um ein kleineres, die Kammerspiele, zu erweitern; errichtet nach Plänen des bekannten Architekten Prof. Clemens Holzmeister, fand das am 28. September 1957 mit Franz Werfels dramatischer Legende „Paulus unter den Juden“ eröffnete Haus breiteste Zustimmung. In den Jahren 1955 bis 1958 wurde das ehrwürdige, den Anforderungen in keiner Weise mehr entsprechende Große Haus (jetzt Schauspielhaus Promenade) anschließend um vier Achsen nach Norden verlängert, wodurch sich das Logen- und Säulentheater in ein Rangtheater mit erneuerter Bühnen- und Beleuchtungstechnik, verbessertem Zuschauerraum sowie vergrößerten Pausenflächen verwandelte.(32)
Foto: Der bis zum Umbau durch C. Holzmeister (1955-1958) im Wesentlichen unverändert gebliebene Zuschauerraum des Landestheaters. Foto aus dem Jahr 1938.
Die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung und verfeinerte Standards rückten verbliebene Defizite schon nach wenigen Jahren in den Fokus abermaliger, kritischer Diskussion. Angesprochen waren in erster Linie der inzwischen viel zu kleine Orchestergraben,(33) die räumliche Enge insgesamt, die Kapazität von lediglich 760 Sitzplätzen im Parterre bzw. auf den zwei Galerien, die begrenzte Sicht auf allen Ebenen sowie, last not least, die theoretische Gefahr einer Betriebssperre wegen kaum noch erfüllbarer Vorschriften der Baubehörde und des Arbeitsinspektorats.
Da unter den gegebenen Umständen das Repertoire auf den Sektoren Oper, Operette, Ballett, Musical nicht auszuschöpfen war, hatte sich an der Schwelle zum dritten Jahrtausend die Unerlässlichkeit eines eigenen Musiktheaterneubaus immer deutlicher abgezeichnet.
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(32) Die “Einweihung” erfolgte am 20. Dezember 1958 mit der Oper „Arabella“ von R. Strauss. (Als weitere Spielstätte unterhält die Landesbühne das
u\hof:-Theater für junges Publikum im nunmehrigen OÖ. Kulturquartier/Ursulinenhof, seit 1998 selbstständige Einrichtung mit überregional beachteten Produktionen.) Das Theaterorchester firmiert seit 1967 als Bruckner Orchester; unter künstlerisch und administrativ eigener Leitung betreut es Oper, Operette, Musical etc. und bestreitet qualitätsvolle Konzerte nicht allein im Linzer Brucknerhaus, sondern – als Botschafter des „Musiklandes Oberösterreich“ – häufig auch auf internationalem Parkett.
(33) Durch die Erweiterung des Theaterorchesters auf mehr als hundert Musiker war dies zu einem veritablen Problem geworden.
Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart – Ein kulturgeschichtlicher Streifzug
Einleitung
Grundlagen des Linzer städtischen
Bühnenwesens:
1) Theater für den kaiserlichen Hof
(ab 1500)
Das höfische Barocktheater
2) Das Schultheater der Stände
und der Jesuiten
Bürger- und Handwerkerspiele
3) Das Spiel der Wanderkomödianten
in den Bretterbuden
Theaterviertel für die breite Bevölkerung
Das Ständische Theaterviertel /
Reitschule und Ballhaus
Das Ständische Ballhaus
Das Ringen um einen repräsentativen
Theaterbau - Pläne und Rückschläge
Das Stadt- oder Wassertheater als
erstes öffentliches Bühnenhaus
Schikaneder u. Mozart im Stadttheater
Das Marionettentheater/Sommertheater
Das Ballhaus wird aufgestockt -
Redoutensaal und Casino entstehen
Das Ende des Städtischen Wasser-
theaters
Übergangslösung Redoutensaal
Das Projekt Landestheater
nimmt Gestalt an
Errichtung im Eiltempo
Erste Vorstellung am 4. Oktober 1803
Wechselhafte Bilanzen
Verpasste Chancen /
die "Theaterkrise" von 1932
Unter brauner Flagge
Der Betrieg zur Nachkriegszeit
Weg zum "modernen Landestheater"
Das Musiktheater im Volksgarten
Artikel aus:
OÖ. Heimatblätter
2014 Heft 3/4,
Beiträge zur OÖ. Landeskunde,
68. Jahrgang,
Hrsg.: Amt der
OÖ. Landesregierung,
Dir. Kultur