Dr. Josef Simbrunner

Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart –
Ein kulturgeschichtlicher Streifzug
Errichtung im Eiltempo


Co-Planer Ferdinand Mayer (s. o.) reiste nach Wien, um Architektur, Interieurs und technische Maschinerien der dortigen Theater zu studieren; auf seine Empfehlung hin wurde das damals schönste und modernste Bühnenhaus der Reichshauptstadt, das 1801 eröffnete Schikaneder-Theater an der Wien, in verkleinertem Maßstab zum Vorbild für das nun im Eiltempo binnen zweier Jahre verwirklichte Linzer Projekt.

Ein Elementarereignis, der Großbrand von 1800, der Teile der Altstadt, des Landhauses und des Schlosses schwer in Mitleidenschaft gezogen hatte, tat nochmals beschleunigende Wirkung. Schon im September gleichen Jahres befahl eine kaiserliche Kommission, Konzepte zur Gestaltung des Planungsgebietes und der umliegenden ständischen Gebäude vorzulegen. (Der Wall, in den Jahrzehnten zuvor baumbepflanzt, wurde abgetragen, mit seiner Erdmasse und dem Schutt der Brandstätten der Stadtgraben eingeebnet. Flankierend schuf man eine neue Verkehrsverbindung von der Innenstadt zur Promenade – die heutige Theatergasse).



Erste Vorstellung am 4. Oktober 1803


Das Landestheater um 1835.Foto: Das Landestheater um 1835. Lithografie von Joseph Hafner. Stadtmuseum Linz. Bildquelle: Michalek

Mit seiner ruhigen, fein gegliederten Linienführung – nach der Idee des Duos Mayer/Löffler hatte man das Theater und den, wie das Casino restaurierten, Redoutensaal auf der gemeinsamen Schauseite stilistisch perfekt verschmolzen – erwies sich der spätklassizistische Baukörper als architektonisch würdiges Gegenstück zum prächtigen Visavis des Landhauses. Ausgelegt als Logen- und Säulentheater mit drei Galerien und Sitz- sowie Stehplätzen für 1.072 Zuschauer, konnte die neue Spielstätte bereits im Herbst 1803 ihrer Bestimmung übergeben werden. Am 30. September verkündete „Die Amtliche Linzer Zeitung“: Allen hohen und verehrungswürdigen Theatergönnern dient hiermit die Nachricht, dass Dienstag den 4. Oktober das ganz neu und geschmackvoll erbaute landständische Nationaltheater mit dem von Herrn v. Kotzebue verfassten Trauerspiel „Oktavia“ wie auch mit einem der Feyer dieses Tages angemessenen Prolog eröffnet werden wird.(24)


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(24)   August Friedrich Ferdinand v. Kotzebue, Modedichter des „bürgerlich-sentimentalen Zeitalters“, beherrschte den Spielplan der Linzer Bühne nach deren Eröffnung für Jahre wie kein zweiter. Seine Opposition zum deutschen Nationalismus und zu den Burschenschaften bezahlte der Dramatiker (*1761, Weimar) mit dem Leben; 1819 wurde er in Mannheim ermordet.



Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart – Ein kulturgeschichtlicher Streifzug

Einleitung
Grundlagen des Linzer städtischen
Bühnenwesens:

1) Theater für den kaiserlichen Hof
(ab 1500)

Das höfische Barocktheater
2) Das Schultheater der Stände
und der Jesuiten

Bürger- und Handwerkerspiele
3) Das Spiel der Wanderkomödianten
in den Bretterbuden

Theaterviertel für die breite Bevölkerung
Das Ständische Theaterviertel /
Reitschule und Ballhaus

Das Ständische Ballhaus
Das Ringen um einen repräsentativen
Theaterbau - Pläne und Rückschläge

Das Stadt- oder Wassertheater als
erstes öffentliches Bühnenhaus

Schikaneder u. Mozart im Stadttheater
Das Marionettentheater/Sommertheater
Das Ballhaus wird aufgestockt -
Redoutensaal und Casino entstehen

Das Ende des Städtischen Wasser-
theaters

Übergangslösung Redoutensaal
Das Projekt Landestheater
nimmt Gestalt an

Errichtung im Eiltempo
Erste Vorstellung am 4. Oktober 1803

Wechselhafte Bilanzen
Verpasste Chancen /
die "Theaterkrise" von 1932
Unter brauner Flagge
Der Betrieg zur Nachkriegszeit
Weg zum "modernen Landestheater"
Das Musiktheater im Volksgarte
n


OÖ Heimatblätter 2014 Heft 3/4Artikel aus:
OÖ. Heimatblätter
2014 Heft 3/4,
Beiträge zur OÖ. Landeskunde,
68. Jahrgang,
Hrsg.: Amt der
OÖ. Landesregierung,
Dir. Kultur