Dr. Josef Simbrunner

Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart –
Ein kulturgeschichtlicher Streifzug
Unter brauner Flagge


Adolf Hitler hatte mit seiner „Patenstadt“ Überdimensionales vor. Nach Intention des Diktators sollte das zukünftige Linz den Rang einer industriellen und kulturellen Supermetropole u. a. mit Opern-, Operetten-, Schauspiel- und Konzerthaus einnehmen. Kunstwerke aus allen besetzten Gebieten Europas sollte die riesige „Führergalerie“ auf der Blumau versammeln; um Platz hiefür zu gewinnen, war die Verlegung des Hauptbahnhofes Richtung Unionstraße auf Höhe des heutigen Bulgariplatzes beabsichtigt.(28)

Redoutensaal Anfang der 1940er-JahreFoto: Der Redoutensaal vor seiner Erneuerung Anfang der 1940er-Jahre.

1939/40 wurde das seit 1938 in der Rechtsträgerschaft des „Gaues Oberdonau“ stehende Haus an der Promenade, zuletzt mehr theatergeschichtliche Kuriosität denn betriebstaugliche Spielstatt, durch Paul Wenz aus München technisch überholt, mit einer Drehbühne ausgestattet und am 5. September 1940 mit Schillers „Wilhelm Tell“ wiedereröffnet. Relativ reichlicher Mittelzufluss gestattete aufwändig inszenierte Opernproduktionen (29) wie „Meistersinger“, „Salome“, „Tannhäuser“, „Der Ring des Nibelungen“ oder „Rosenkavalier“. Für die Sprechstück-Sparte wurde der Redoutensaal, einmal mehr, zum Theater umfunktioniert; am 29. September 1942 läuteten die hier vorübergehend eingerichteten, 1957 als Neubau eröffneten, Kammerspiele mit Goethes „Torquato Tasso“ die Herbstsaison ein. (Zur NS-Zeit stand das Landestheater erstmals unter Leitung eines Intendanten. Ins Jahr 1941 fällt auch die Gründung des Linzer Theaterbeirats, seitdem mitkonsultiert bei allen organisatorischen, administrativen, ökonomischen, personellen und künstlerischen Entscheidungen.)

Am 1. September 1944 gesperrt und bis Kriegsende als Kino genützt, wurde die Landesbühne Mitte 1945 von den amerikanischen Besatzern für „Zwecke der Truppenbetreuung“ beschlagnahmt. Wieder schien die Lage hoffnungslos; im Tagesbefehl Major Mansons vom 12. Juli hieß es einleitend lapidar: Das Landestheater hat als Institution zu bestehen aufgehört …


Weiter:
Der Betrieb zur Nachkriegszeit
Zurück: Verpasste Chancen / Die "Theaterkrise" von 1932


(28)   Die Pläne für alle diese von Gigantomanie strotzenden Projekte sind erhalten und liegen im Archiv der Stadt Linz auf.
(29)   Georg Ludwig Jochum, Bruder des später speziell als Bruckner-Interpret zu Weltgeltung aufgestiegenen Dirigenten Eugen Jochum, war von 1940 bis 1945 Generalmusikdirektor sowie Operndirigent am Linzer Theater und leitete das Städtische Symphonieorchester mit etwa hundert Musikern. Auf Hitlers Anordnung baute er ein „Reichsgauorchester“ auf und gestaltete mit diesem Klangkörper u. a. die vom NS-Regime im Stift St. Florian abgehaltenen Brucknerfeste.



Das Linzer Theaterwesen von den Anfängen bis zur Gegenwart – Ein kulturgeschichtlicher Streifzug

Einleitung
Grundlagen des Linzer städtischen
Bühnenwesens:

1) Theater für den kaiserlichen Hof
(ab 1500)

Das höfische Barocktheater
2) Das Schultheater der Stände
und der Jesuiten

Bürger- und Handwerkerspiele
3) Das Spiel der Wanderkomödianten
in den Bretterbuden

Theaterviertel für die breite Bevölkerung
Das Ständische Theaterviertel /
Reitschule und Ballhaus

Das Ständische Ballhaus
Das Ringen um einen repräsentativen
Theaterbau - Pläne und Rückschläge

Das Stadt- oder Wassertheater als
erstes öffentliches Bühnenhaus

Schikaneder u. Mozart im Stadttheater
Das Marionettentheater/Sommertheater
Das Ballhaus wird aufgestockt -
Redoutensaal und Casino entstehen

Das Ende des Städtischen Wasser-
theaters

Übergangslösung Redoutensaal
Das Projekt Landestheater
nimmt Gestalt an

Errichtung im Eiltempo
Erste Vorstellung am 4. Oktober 1803

Wechselhafte Bilanzen
Verpasste Chancen /
die "Theaterkrise" von 1932
Unter brauner Flagge
Der Betrieg zur Nachkriegszeit
Weg zum "modernen Landestheater"
Das Musiktheater im Volksgarte
n


OÖ Heimatblätter 2014 Heft 3/4Artikel aus:
OÖ. Heimatblätter
2014 Heft 3/4,
Beiträge zur OÖ. Landeskunde,
68. Jahrgang,
Hrsg.: Amt der
OÖ. Landesregierung,
Dir. Kultur