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Rote Kreuze im Grenzraum Oberösterreich – Bayern
Rote Kreuze sowie Flur- und Kleindenkmäler mit der Zusatzbezeichnung Rot
im oberösterreichisch-bayrischen Grenzraum. (Projektcode: MV07)

Beschreibung des Projektes:

Ausgangslage

Im Grenzraum Oberösterreich und Niederbayern sind schätzungsweise 150 Kleindenkmäler vorhanden, welche „Rotes Kreuz“ genannt werden. Es finden sich aber auch die Bezeichnungen Rote Säule, Roter Herrgott, Rote Marter, Rote Kapelle oder Roter Stein. In Bayern ist sehr oft die Bezeichnung Rote Marter anzutreffen. Nicht nur die weite Verbreitung dieser Roten Kreuze auch ihre Standorte an Altwegen, Straßenkreuzungen oder Grenzen lassen ein altes System vermuten.
Ein weiteres Merkmal ihrer grenzüberschreitenden Funktionen ist neben der Präsenz im öffentlichen Raum auch die Tatsache, dass sie wahrscheinlich ursprünglich nicht von privater Hand errichtet wurden, ebenso nicht aus persönlichen oder lokalen Anlässen. Volker Stutzer schreibt von den Roten Kreuzen (Heimatbuch der Marktgemeinde Untergriesbach): „…ein Name, der in der Bedeutungsforschung große Wichtigkeit bekam, denn im engeren Umkreis, bis ins Österreichische gibt es mehrere hunderte 'Rotenkreuz'.“ Er führt weiter aus: „'Kreizen' ist im Altdeutschen 'Herumgehen, Markieren' und 'Rod' heißt ein keltisches Längenmaß von rund 5 Metern, das noch im Mittelalter bei Feldvermessungen in Gebrauch war.“ Der Autor erklärt die Roten Kreuze als Landvermessungsmarken, die sich an alten Wegen befanden.

Mögliche Standorte

  • an alten Fernhandelswegen (z. B. Ost-West-Richtung)
  • an alten Grenzen (Burgfried- oder Landgerichtgrenzen)
  • an Kreuzungen
  • an Abzweigungen zu vorchristlichen Kultorten (Bettelwege)
  • bei einem Rothäusl oder Rotmeier (Halte- und Raststation)
  • an Wasserwegen (Donau)

Bei vielen Roten Kreuzen trat eine oder auch mehrere Namensänderungen ein, z. B. werden einige heute als „Franzosenkreuz“ bezeichnet, weil an diesen in den Franzosenkriegen gefallene Soldaten begraben worden sein sollen, wie zum Beispiel lokale mündliche Überlieferungen berichten.
Sehr viele Rote Kreuze sind aus viereckigen Holzbalken errichtet und tatsächlich mit einem roten Anstrich versehen. Bei notwendigen Renovierungsarbeiten wird manchmal eine andere Farbe verwendet, wahr-scheinlich bereits aus Unwissenheit über die überregionale Bedeutung von „rot“. So werden einige bereits als Schwarzes Kreuz bezeichnet, da sie einen schwarzen Schutzanstrich erhielten. Weiters kommt es vor, dass nach einer Neuaufstellung ein Rotes Kreuz sehr oft mit dem Namen des Errichters bezeichnet wird, etwa Schimpl-Kreuz statt Roter Herrgott.
Ein weiteres Kennzeichen ist, dass die Bewohner sich oft wie selbstverständlich um die Erhaltung „ihres“ Roten Kreuzes annehmen, möglicherweise ein Hinweis darauf, dass sie einst eine wichtige Funktion im öffentlichen Raum hatten.

Es besteht daher weniger Gefahr, dass einzelne Objekt abkommen, sondern vielmehr das Wissen um die Bezeichnung Rotes Kreuz. Vielfach ist zu hören: „Nur mehr eine alte Frau weiß, dass es ein Rotes Kreuz ist.“ Die Dokumentation ist sicherlich in Zukunft für die Erhaltung dieser wahrscheinlich sehr alten Denkmäler in der europäisch-historischen Kulturlandschaft von großer Bedeutung.

Projektziele

Dokumentation der Kleindenkmäler mit der Zusatzbezeichnung Rot im Grenzraum Oberösterreich-Bayern, da die Gefahr besteht, dass die Roten Kreuze und ihre Bedeutung in Vergessenheit geraten. Im Vordergrund steht der Erhalt des Wissens von dieser Bezeichnung und deren Bedeutung als europäisches Kulturerbe. Da auch keine schriftlichen Quellen über den Grund ihrer Errichtung vorliegen, ist eine Dokumentation der Roten Kreuze in ihrer Eigenschaft als bedeutendes europäisches Erbe unbedingt notwendig. auch geht das Wissen um die Roten Kreuze allmählich aus den verschiedensten Gründen verloren. Außerdem soll dieses Kulturerbe in der Bevölkerung durch Öffentlichkeitsarbeit wahrnehmbar gemacht werden.

Nachstehende die Ziele im Überblick:

  • Erhalt des Wissens durch Erhebung und Dokumentation (bedeutende Objekte werden auch durch eine Videodokumentation festgehalten)
  • Erstellung einer Broschüre
  • Internetpräsentation auf bestehender Website
  • Öffentlichkeitsarbeit
  • Zusammenarbeit und grenzübergreifende Vernetzung mit Organisationen, Gemeinden, historischen Vereinen, Tourismusorganisationen, Wissenschaftlern sowie Interessierten aus der Bevölkerung.

Projektinhalt

1. Erhebung und Dokumentation: Von besonderer Bedeutung ist die grenzüberschreitende Erfassung, Dokumentation und Darstellung, da sie an den Verbindungsstraßen zwischen beiden Regionen positioniert sind. Sie sind in dieser Kleindenkmallandschaft der Grenzregionen Objekte die wahrscheinlich eine gemeinsame Geschichte durch ihre länderverbindende Funktion erzählen können.
Zur Erfassung der Roten Kleindenkmäler wird auch ein Datenblatt an Gemeinden und Heimatforschern versandt. Dieses enthält unter anderem Fragen zum Standort, der Objektbezeichnung, Fragen nach dem Typus, dem Alter, einer möglichen Funktion in der Rechtsausübung oder Rechtspflege sowie der Koordinaten. Wesentlich bei dieser Erfassung ist die schriftliche und mündliche Überlieferung.

Weitere Fragen z. B. lauten:

  • Gibt es einen weiteren Namen für das Objekt?
  • Befindet sich das Objekt an einer (vermuteten) Altstraße?
  • Befinden sich das Objekt an einer früheren Landgerichtsgrenze?
  • Befinden sich das Objekt an einer Wegkreuzung?
  • Gibt es eine Erklärung für die Bezeichnung „Rot“?
  • Gibt es Flurnamen, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Objekt stehen?
  • Hat das Rote Kreuz heute noch eine besondere Funktion oder Bedeutung für die Bewohner?

2. Videodokumentation

3. Broschüre: Die Ergebnisse des Projektes „Rote Kreuze sowie Flur- und Kleindenkmäler mit der Zusatzbezeichnung Rot in OÖ und BY“ werden somit in Form einer schriftlichen Dokumentation (Broschüre) professionell aufbereitet, welche dadurch für Gemeinden, Tourismusverbänden, die lokale Forschung, sowie Interessenten in der Bevölkerung in den beiden Ländern zugänglich gemacht werden.

4. Internetpräsentation: Die Ergebnisse des Projektes und die Videodokumentation werden auch auf der bestehenden Website www.kulturgeschichte.at präsentiert und entsprechend mit den Partner-Organisationen, Gemeinden, historischen Vereinen, Tourismusorganisationen sowie Wissenschaftlern regional und grenzübergreifend verlinkt.

5. Öffentlichkeitsarbeit: Präsentation der Ergebnisse des Kleinprojekts in lokalen/reg. Medien in Oberösterreich und Bayern; Informationen in sozialen Medien, Verteilung der Broschüre an Gemeinden, Tourismusverbände, Heimatforscher und Interessierte, Verteilung eines Infofolders.

6. Vernetzung: Im Zuge der Projektumsetzung soll eine grenzübergreifende Vernetzung zwischen Organisationen, Gemeinden, historischen Vereinen, Tourismusorganisationen sowie Wissenschaftlern und Interessierten zum Thema der Roten Kreuze und Flur- und Kleindenkmäler entstehen.

Es wird darauf hingewiesen, dass im Projekt keine Einnahmen entstehen. Die Ergebnisse/Broschüre/ Videodokumentation/Folder stehen allen Interessierten kostenlos zur Verfügung.

 



Räumlicher Wirkungsbereich des Projektes:
Gemeinden, NUTS 3 Regionen o.ä.:
Oberösterreich - besonders die Bezirke Schärding, Ried, Braunau, Rohrbach.
Niederbayern - besonders die Landkreise Deggendorf, Freyung-Grafenau, Rottal-Inn, Passau.

Projektzeitraum:
Projektbeginn: 01.07.2019
Projektende: 30.06.2020
Datum der Berichtslegung: 30.08.2020

Projektcode: MV07




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Grenzüberschreitende Kleindenkmalforschung Oberösterreich – Südböhmen: Die Roten Kreuze, Rechtsaltertümer aus der Zeit der Rodungen durch die Babenberger und frühen Habsburger?